Falscher Haase

Mannomann, an manchen Tagen, vor allem an Montagen, besonders morgens um 7.00 Uhr und ganz besonders im Frühsommer, wenn es beim Hundespaziergang eigentlich unten am Kanal schon längst lauwarm und andeutungsweise sonnig sein sollte und es stattdessen nieselregnerisch, orkanwindig und überhaupt total eklig ist, kommen wir Drei (1 verschnupftes Frauchen und 2 bockige Basenjis) schon so gar nicht recht in Stimmung.

Meine Nase läuft, der Hals kratzt und die Hunde sind sich heute aber auch wieder überhaupt nicht einig, wo denn eventuell der für sensible Basenji-Pos ideale, bestplazierteste, supertrockene und total windgeschützte „Ablade“- Platz sein könnte. Einer zieht hierhin – nee zu naß – der andere zerrt in die andere Richtung – auch nicht gut, zu windig ! Ich steh‘ da wie ‚ne verhinderte Vogelscheuche mit weitausgebreiteten Armen und fluche vor mich hin.

Auch schnüffelttechnisch werden die Jungs, die sonst absolut zeitgleich die Nasen stereo in die identische Richtung hängen, sich heute nicht einig, sie brauchen zum Erreichen der Anturnschnüffelquellen in entgegengesetzter Richtung die komplette Ausziehbreite beider 5m-Zugleinen plus meine beiden Armlängen. Wenn ich jetzt Rollschuhe und nen Paragleitschirm dabei hätte, könnte ich meine erste Ackerweg-Gliding-Traininggsstunde bestreiten und bei plötzlich eintretender Windstille würden die Jungs mich halt weiter voranziehen.

So langsam wird es mir aber doch zu blöd und Bosse und Pelle müssen einsehen, daß ich ja auch irgendwann einmal an meinem Arbeitsplatz auflaufen möchte und wir bewegen uns im Stechschritt runter zum Kanalweg und wollen über die noch kuhlose Wiese zurück zum Auto. Hier ist gerade gemäht worden und die Jungs fühlen sich immer zu kleinen Flitztouren, Wettrennen und Übereinanderkugelspielen angeregt.

Gerade überlege ich noch, ob noch genug Zeit bleibt, Bosse und Pelle diesen Spaß zu erlauben und halte dabei Ausschau in die Runde nach Rehen, Füchsen………..und sehe am anderen Ende der Wiese neben dem Wildschweinwäldchen eine Vierergang Junghäschen herumwuseln. Farblich sind sie den Jungs sehr ähnlich und Ohren als auch Läufe sind eher noch kurz im Vergleich zu den ausgewachsenen Hasen, die so phantastisch schnell und blitzreaktionsfähig sind.

Also, Bosse und Pelle möchte ich da nun wirklich nicht mittenrein wetzen lassen und da düsen zwei aus der Hasengruppe auch schon davon, einer hat das noch nicht so ganz gepeilt und setzt sich mit aufrechtem Oberkörper auf seine Hinterläufe zum Behufe des vermutlich besseren Ausblicks nach dem Verbleib seiner Kumpels. Bald hat auch er sich in Sicherheit gebracht und nun pusselt nur noch ein Hasenjunges am Rande des Wäldchens herum.

Die Jungs haben das alles sehr aufmerksam beobachtet und lassen den Hasengangnachzügler keinen Moment aus den Augen : der mümmelt hier, wurschtelt da noch ein bißchen, blickt auf – erst’mal Näschen putzen – und kommt ganz fröhlich langsam auf uns zu gehoppelt. Bosse und Pelle reagieren auf den anrückenden Hasen erwartungsvoll wie auf alle bislang für sie noch unbekannten und interessant anmutenden beweglichen sich ihnen nähernden Objekte : sie legen sich beide wie verabredet platt auf die Bäuche, gerade dort, wo sie sind und starren ihm wie mit ner gespannten Stahlfeder im Rücken entgegen !

Der Resthase kommt tatsächlich bis auf ca. 2 m auf uns zu gehoppelt, rümpft dann doch die Nase und schlägt dann gerade noch aufn letzten Drücker einen Superhaken – das kann er dann doch schon – und dann nix wie ab ins sichere Wäldchen !

Die sonst so überaus reaktionsschnellen Jungs haben ihren Aufspringeinsatz verpaßt und sind beleidigt…..

Ein Tipp an Mamma Hase : putz doch Deinen Jungs vorm Draußenspielen mal die Nase!

© Dany Beiswanger

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